URAUFFÜHRUNG

BLUR - 6 Miniaturen zur Unschärfe

EINE THEATRALE MUSIK-SKULPTUR von Sergej Maingardt, Jens Standke und Rosi Ulrich

™1.6]DELTAx_Physik

Das Bewusstsein unserer Unwissenheit gibt der Wissenschaft ihre besondere Vertrauenswürdigkeit

Link zur Übersicht der Reihe BLUR

und Links zu den einzelnen Miniaturen:

™1.6]DELTAx_PHYSIK   /  ™2.6]Paralyzed_PSYCHOLOGIE

™3.6]HypeReal_FOTOGRAFIE ™4.6]UND:ODER:NICHT_FUZZY LOGIC

™5.6]Smart Factory_WIRTSCHAFT  / ™6.6]Souveräne Unschärfe_POLITIK

 

Stück

Wir befinden uns in einer mehrdeutigen schwer einschätzbaren Situation, die Beobachtung der Anderen eröffnet keinen sinnvollen Handlungsansatz. Es gibt keinen Hinweis auf richtiges Verhalten, eine Fehlinterpretation ist durchaus wahrscheinlich. Immer schon haben die Menschen nach Wahrheit gesucht, mit ihr gerungen, an ihr festgehalten, sie verteidigt und sind am Ende an ihr verzweifelt. Sicher war man sich ihrer in den mythischen Zeiten, doch heute ist diese Sicherheit wie eine verwaschene Fotografie, die als Abbild der Realität nur noch dazu taugt, die Bilder im eigenen Kopf anzuregen.

Gehen wir den Ursprüngen auf den Grund und verfolgen die Kausalitäten ins Heute. Der Weg führt zurück zu den mythischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Wir suchen die Spuren der Geschichte, gleich einem Physiker, der die Quanten in der Nebelkammer aufscheinen lassen will, und stoßen auf Ereignisse, einzelne Singularitäten – wir verbinden diese Punkte im Glauben an lineare Abläufe und kausale Beziehungen. Setzen sie wie zu einer Fotografie zusammen. So schreiben wir Geschichte. Und wie sehr hoffen wir, nicht zu scheitern.

Wir betrachten die verblasste Fotografie, die ein Bild aus der Vergangenheit sein soll, aber doch nur eine Spur in die Zukunft ist. Und je länger wir sie betrachten, desto weniger scheinen wir zu erkennen – Bildpunkt oder Pixel – Kein Unterschied ist auszumachen. Unsere technischen und in der Folge auch wirtschaftlichen Errungenschaften hängen von den Setzungen des frühen 20. Jahrhunderts ab. Als z.B. Werner Heisenberg mit einer jugendlichen Frische, die geradezu einer Frechheit glich, das Postulat der Unschärferelation aufstellte, die behauptet, dass im atomaren Bereich die Objekte erst entstehen, wenn wir versuchen sie zu betrachten – Aber bestehen wir nicht alle aus Elementarteilchen?

Diese Setzungen aber reichen über die heutige Gegenwart weit hinaus in eine nahe Zukunft als das Schreckgespenst einer automatisierten, von Menschen erlösten Industrie 4.0, der, befreit von allem klassischen Denken -in der Physik wie im Leben-, mit Hilfe von Unwahrscheinlichkeiten eine höhere Präzision als der klassischen Wissenschaft gelingt - und das auch noch in kürzerer Zeit.

Presse

Schauspielerisch ist die halbstündige Meditation über Heisenbergs Thesen eine Ein-Mann-Show, bei der Schauspieler Fabian Ringel eine atemlose Tour de Force unter Hochdruck liefern muss. Unterstützung erfährt er dabei von der gleichsam herausfordernden Videoinstallation von Jens Standke.

So nehmen die Besucher des Abends auf Sitzsäcken Platz, in die sie sich fallen lassen und ihren Blick auf die mit halbtransparenter Leinwand bespannte Decke richten können, auf der die physikalischen Ausführungen mit abstrakten Bildfolgen illustriert werden. Angetrieben von pulsierend-minimalistischem Elektroscore formen und verdichten sich dort als weiße Punkte dargestellte Teilchen und Elektronen zu immer neuen Formationen. Auch wenn Physiklaien danach nicht unbedingt erhellt mitsprechen können, wenn das nächste Mal von Heisenbergs Unschärfe oder Schrödingers Katze gesprochen wird, bleibt doch eine Ahnung, dass die sogenannte Realität vielleicht nicht so konkret und faktisch ist, wie sie eben noch schien. Ist die Wahrnehmung etwa nur der Versuch des Menschen, Muster herzustellen und Sinn zu stiften, um sich vor der Aussicht unzusammenhängenden Chaos' abzulenken? (Robert Cherkowski in Choices 11/17)

Video

360° - Video - zum Bewegen: gehaltenen Curser über das Bild ziehen

 

TRAILER

 

Fotos

Textauszug

Quantenmechanik und Allgemeine Relativitätstheorie haben zusammengenommen die Konsequenz, dass die Teilbarkeit des Raumes begrenzt ist. Unterhalb eines bestimmten Maßstabs ist der Raum nicht mehr zugänglich, ja es gibt nicht einmal mehr etwas Existentes.

Wie groß ist diese Größenordnung? Die Rechnung ist nicht schwer: Wir müssen berechnen, unterhalb welcher minimalen Größe ein Teilchen in sein eigenes Schwarzes Loch stürzt.

Das Ergebnis ist einfach. Die kleinste Länge, die existiert, beträgt ungefähr 1,616 x 10 -35 Meter

mit:
Fabian Ringel

Elektronik:
Sergej Maingardt

Stimmen:
Karin Kettling
Oliver Schnelker

Künstlerische Leitung:
Komposition/Musik:
Sergej Maingardt
Videokunst:
Jens Standke
Rosi Ulrich
Andrea Bleikamp

Kostüm:
Claus Stump
Kostümanfertigung:
Andrea Uebel

Produktionsleitung:
Hannah Greve

Technik:
Jens Kuklik

PR & Öffentlichkeitsarbeit:
neurohr & andrä

Termine:
09./10./11./12.11.2017, 20 h
orangerie theater im volksgarten
Res: 0221 952 27 08
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