URAUFFÜHRUNG

BLUR - 6 Miniaturen zur Unschärfe

EINE THEATRALE MUSIK-SKULPTUR von Sergej Maingardt, Jens Standke und Rosi Ulrich

™3.6]HypeReal_FOTOGRAFIE

An den Zeitpunkt des scharfen Bildes und der scharfen Information können wir nicht mehr zurückkehren (Norina Quinte)

Link zur Übersicht der Reihe BLUR

und Links zu den einzelnen Miniaturen:

™1.6]DELTAx_PHYSIK   /  ™2.6]Paralyzed_PSYCHOLOGIE

™3.6]HypeReal_FOTOGRAFIE ™4.6]UND:ODER:NICHT_FUZZY LOGIC

™5.6]Smart Factory_WIRTSCHAFT  / ™6.6]Souveräne Unschärfe_POLITIK

 

Stück

Wir betrachten die verblassende Fotografie und erinnern uns vage an das unangenehme Gefühl, uns in einer mehrdeutigen, schwer einschätzbaren Situation befunden zu haben. Die Beobachtung der Anderen ergab keinen Hinweis auf eine richtige Einschätzung der Ereignisse. Ein Fehlverhalten war nicht zu vermeiden. Die Empörung über die Bilder der Gewalt gruben tiefere Spuren ins Kontinuum der Ereignisse ein als das Erlebnis selbst. Wie hätten wir wissen können, was sich tatsächlich ereignete?

Auf der Suche nach der Wahrheit verlor sie sich in den Bildern und riss die Menschen in einer gewaltigen katastrophalen Bewegung durch die Geschichte – so als wollte sie sie in einer Zukunft ausspucken, deren Bilder ungeheuer vertraut und zugleich verstörend rätselhaft blieben.

Die Erforschung der Kausalitäten und die Hoffnung, die linearen Abläufe zu erkennen, führten uns zurück in das beginnende 20. Jahrhundert als die jugendliche Frische der Wissenschaft plötzlich ihr Gesicht verlor, angesichts der fatalen Verbindung, die die Physik mit der Politik einzugehen hatte. Gleich den Quanten, die mit Hilfe von ungeheuer viel Energie über das Nichts hinweg von einer Bahn zur anderen springen, brachen sich Quantensprünge von Gewalt, Zerstörung und Willkür die Bahn und brachten eine strudelnde Bewegung hervor, die uns schließlich unter den Augen der Anderen in einem überbuchten Flugzeug an die Grenzen der eigenen Handlungsfähigkeit brachte. Hatten wir im Strudel der Ereignisse gelernt mit den Bildern umzugehen oder würden sie sich weiterhin verschließen, je genauer wir sie betrachten?

Presse

"Man geht ins Theater und sitzt auf Sitzsäcken, die liegen im Raum verteilt, man schaut an die Decke. Da gibt es eine visuelle Projektion. ... es ist ein eigenes Kunstwerk, diese visuelle Montage. Um einen herum steht ein Chor, der singt und spricht. Es gibt die Verbindung zwischen visueller Kunst, Chor und Schauspiel. Ist sehr fancy und wirklich toll. Eine große Empfehlung meiner Kollegin Kathrin Albrecht" (Kölncampus 1.3.2018)

"...spannende und experimentelle Stücke, wie die theatrale, audio-visuelle Werkreihe „BLUR“ des Ensembles theater-51grad" (wearecity.de)

"Schauspielerisch ist die halbstündige Meditation über Heisenbergs Thesen eine Ein-Mann-Show, bei der Schauspieler Fabian Ringel eine atemlose Tour de Force unter Hochdruck liefern muss. Unterstützung erfährt er dabei von der gleichsam herausfordernden Videoinstallation von Jens Standke.So nehmen die Besucher des Abends auf Sitzsäcken Platz, in die sie sich fallen lassen und ihren Blick auf die mit halbtransparenter Leinwand bespannte Decke richten können, auf der die physikalischen Ausführungen mit abstrakten Bildfolgen illustriert werden. Angetrieben von pulsierend-minimalistischem Elektroscore formen und verdichten sich dort als weiße Punkte dargestellte Teilchen und Elektronen zu immer neuen Formationen. Auch wenn Physiklaien danach nicht unbedingt erhellt mitsprechen können, wenn das nächste Mal von Heisenbergs Unschärfe oder Schrödingers Katze gesprochen wird, bleibt doch eine Ahnung, dass die sogenannte Realität vielleicht nicht so konkret und faktisch ist, wie sie eben noch schien. Ist die Wahrnehmung etwa nur der Versuch des Menschen, Muster herzustellen und Sinn zu stiften, um sich vor der Aussicht unzusammenhängenden Chaos' abzulenken?" (Robert Cherkowski in Choices 11/17)

Video

360° - Video - zum Bewegen: gehaltenen Curser über das Bild ziehen

 

TRAILER

 

Fotos

Textauszug

Doch erst mit der Erfindung der Fotografie, dem ‚objektiven’ Bild von Welt, begann sich das Abbild immer mehr vom tatsächlichen Objekt oder Ereignis zu lösen.

Mit der Fotografie kam die Unschärfe erst in die Welt.

Ging es anfangs nicht darum, Bilder absichtlich ungenau darzustellen, begeisterte zusehends die Idee, durch Unschärfe eigene subjektive Wahrnehmungen in das Bild zu übertragen. Damit kann die Unschärfe als ungenaues Moment verstanden werden, als Lücke zwischen zwei stabilen Zuständen, als Abbild des Nicht-Zeigbaren. Das Nicht-Zeigbare eröffnet dem Betrachter einen wesentlich größeren Gedankenspielraum als das Offensichtliche. Es geht also um die Begeisterung an der Abstraktion.
Das ist der spannende Moment in der Unschärfe.

mit:
Fabian Ringel
Karin Kettling

Saxophon-Quartett:
Fukio Ensemble

Stimme:
Oliver Schnelker

Künstlerische Leitung:
Komposition/Musik:
Sergej Maingardt
Videokunst:
Jens Standke
Rosi Ulrich
Andrea Bleikamp

Kostüm:
Claus Stump
Kostümanfertigung:
Andrea Uebel

Produktionsleitung:
Hannah Greve

Technik:
Jens Kuklik

PR & Öffentlichkeitsarbeit:
neurohr & andrä

nach einem Essay von:
Norina Quinte

Termine:
30.(PR)11.-3.12.2017, 20 h
orangerie theater im volksgarten
Res: 0221 952 27 08
info@orangerie-theater.de